„Die Crux mit dem Entscheid“
Oftmals sind falsche Vorstellungen eines möglichen Szenarios der Grund dafür, nicht entscheiden zu wollen. Das "Kopfkino" vernebelt einem die Sinne und führt in eine mentale Sackgasse. Sich des gesunden Menschenverstandes zu bedienen ist manchmal leichter gesagt als getan. In der Betreuung und Pflege von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen im Alter erfahren wir immer wieder, dass eigentlich unhaltbare Zustände über längere Zeit erduldet werden. Hilfe wird erst angenommen, wenn "sämtliche Stricke reissen" und es ohne fremde Hilfe einfach nicht mehr geht.
Kennen Sie das Gefühl des sich nicht entscheiden können?
Der österreichische Satiriker Karl Kraus empfahl einst: "In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige." Tja, wenn es so einfach wäre...
Tagtäglich fällen wir mehr oder weniger intuitiv Entscheide. Manches geschieht "aus dem Bauch" heraus. Ohne viel zu überlegen treffen wir Entscheide von grosser oder kleiner Tragweite. Oftmals jedoch fühlen wir uns nicht in der Lage, ad hoc zu entscheiden. Es fehlt uns an Informationen oder wir kennen die Zusammenhänge nicht. Zuweilen benötigen wir einfach mehr Zeit.
Manche Menschen zögern, hadern, quälen sich durch schlaflose Nächte und schieben Entscheidungen so lange auf, bis sich die Dinge von alleine erledigt haben. Dies ist jedoch nicht immer zielführend und raubt viel Energie.
Gute, kluge Entscheidungen treffen Menschen dann, wenn sie sich sowohl ihres Verstandes als auch ihrer Emotionen bedienen. Das nachfolgende Beispiel aus unserer Praxis zeigt dies anschaulich.
Vor Jahren hatte eine heute 82-jährige verwitwete, kinderlose Frau für sich beschlossen, möglichst eigenständig und selbstbestimmt auch im fortgeschrittenen Alter zu leben. Die persönliche Vorsorge hat sie ebenso verbindlich geregelt.
Anlässlich einer durchgeführten Bedarfsanalyse in Anwesenheit einer guten alten Bekannten der Dame erzählte sie uns Bemerkenswertes.
Sie sei immer davon ausgegangen, dass es keine Alternative zu einem stationären Heimaufenthalt gebe. Von der Möglichkeit einer sogenannten rund-um-die-Uhr-Betreuung und Pflege wusste sie bis vor Kurzem nichts.
Im Herbst des vorletzten Jahres erkrankte sie schwer und musste sich deshalb in Spitalpflege begeben. Langwierig sei die Rekonvaleszenz gewesen und sie leide seitdem an Kurzatmigkeit und fehlender Kraft. Sie schaffe den Alltag einfach nicht mehr alleine, das Treppensteigen in den dritten Stock beanspruche sie sehr. Lange Zeit hätte sie die Realität verkannt, sich etwas vorgemacht. "Ich wollte mit dem "Grind durch d'Wand", wie die alte Dame mit einem schelmischen Lächeln erzählte. Es koste sie unendlich viel Kraft, jeweils ihre zahlreichen Sukkulenten zu giessen. Bis kurz vor dem Spitalaufenthalt ging die Frau regelmässig schwimmen, dies sei nun leider nicht mehr möglich: "Tempi passati."
Sie sei sich durchaus bewusst, dass sich ihr Aktionsradius zusehends verkleinere. Jedoch wünsche sie sich, dass sie ihr trautes Heim noch lange nicht verlassen muss.
Durch eine Rundum-Pflege und Betreuung kann ihrem Wunsch entsprochen werden und die nötige Entlastung und Unterstützung im Alltag ist gegeben. Sie kann sich wieder vermehrt ihren geliebten Pflanzen widmen.